Der nützliche Mensch - Von der Dialektik des Heilens und des Vernichtens in der Medizin (2017)
Das Dokumentartheater „Der nützliche Mensch“ thematisiert den Wert des menschlichen Lebens in der Zeit der NS-Diktatur, als die Einhaltung ethisch-medizinischer Normen im Umgang mit den Patienten von ihrer "rassischen" Kategorisierung und Bewertung sowie der „Nützlichkeit“ des Menschen abhing.
Gemeinsam mit der Regisseurin KATHARINA KLEMM präsentiert das HISTORIKERLABOR ein Stück über die ethischen Fragen um den Wert des Menschen, die aktuell an Relevanz kaum zu überschätzen sind. Nicht zuletzt behandelt das Stück die unheilvolle Allianz zwischen Wissenschaft und Ideologie am historischen Ort der Charité.
Dabei begreift und zeigt das HISTORIKERLABOR Kunst und Wissenschaft als Einheit. Es bedient sich hier eines praxeologischen Ansatzes: Ärzte*innen, Historiker*innen, Menschen stehen auf der Bühne, werden zitiert und zitieren gleichermaßen. Was vorgetragen und gespielt wird, stammt aus historischen Quellen, aus Aktennotizen, Briefen, Erinnerungen, flankiert von Kommentaren. Es entsteht eine quellenkritische Collage als Ergebnis eines Forschungsprozesses, ein Experiment, das die Werkzeuge der Performanzhistoriker*innen als „Quellenkritik live“ auf der Bühne anwendet. Die gesprochenen Quellen gewinnen eine neue Plastizität und Emotionalität, machen Motivationen und Handlungsweisen der historischen Akteure für das Publikum nicht nur verständlich, sondern auch erfahrbar. Transparent werden personelle wie institutionelle Verflechtungen im Kontext der historischen Strukturen. Als Bühne dienen authentische Schauplätze, die selbst besondere Orte geschichtlichen Handelns waren.
"Der nützliche Mensch" ist das nunmehr vierte Dokumentartheater des Labors. Es wurde in Kooperation mit dem Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Charité Berlin erarbeitet.
Die Personage und die historischen Personen
Frank Zwintzscher, 2017 Historiker, Berlin. Frank Zwintscher bearbeitete Georg Bessau.
Daniel Schultheis, 2017 Dipl. Ing. für Medientechnologie, Berlin und Stefan Paul-Jacobs, 2017 Historiker, Leipzig.
Recherche Karl Bohnhoeffer: Stefan Paul-Jacobs
Darstellung: Daniel Schultheis
Olaf Löschke, 2017 Historiker, Berlin. Olaf Löschke bearbeitete Maximinian de Chrinis, Herbert Linden und Leonardo Conti.
Hannes Riemann, 2017 Historiker für Zeitgeschichte, Potsdam. Hannes Riemann bearbeitete Alexander Harbord Mitscherlich.
Silke Struck, 2017 Historikerin, Autorin und Museumspädagogin, Berlin und Yvonne Ebeling, 2017 Historikerin für angewandte Geschichte, Berlin.
Recherche Lothar Kreyssig: Silke Struck
Darstellung: Yvonne Ebeling
Anja Zok, 2017 Psychologin, Berlin. Anja Zok bearbeitete Ernst Ferdinand Sauerbruch.
Christine Zeides, 2017 Medizinstudentin an der Charité, Berlin. Christine Zeides bearbeitete Walther Stoeckel.
Darstellung: Julia Jägle, 2017 Berlin.
Künstlerische Leitung und Regie
Katharina Klemm, 2017 Theaterpädagogin und Regisseurin, Berlin.
Projektleitung
Olaf Löschke
Produktionsassistenz
Frank Zwintzscher
Wissenschaftliche Beratung
Lore Kleiber und Marianne Horstkemper
Regieassistenz
Anja Zok
Dramaturgie und Textkonzept
Inga Dietrich, Sabine Werner und HISTORIKERLABOR
Sprechtraining
Betty Weber
Videodokumentation November/Dezember 2017
Arne Hemmer
Lichttechnik November/Dezember 2017
Rico Rose
Fotos: Katharina Klemm, Hannes Riemann, Arne Hemmer
Das Projekt wurde finanziell, materiell und ideell gefördert von:
© HISTORIKERLABOR 2017