Ukrainian Hour Berlin (2022 und 2023)
Das Historikerlabor e.V. hat Kontakt zu rund 250 ukrainischen Historiker*innen, Lehrer*innen, Journalist*innen, Gedenkstättenmitarbeiter*innen und anderen Multiplikator*innen der historisch-politischen Bildung. Die Kontakte wollen wir nutzen, um ukrainische Multiplikator*innen der historisch-politischen Bildung untereinander und mit Berliner*innen über Zoom-Gespräche zu vernetzen, im Rahmen einer sogenannten „Ukrainian Hour“: Immer donnerstags, von 13 Uhr bis 14 Uhr (Berliner Zeit - in der Ukraine ist es dann 14 Uhr bis 15 Uhr), laden wir ukrainische Redner*innen ein, ihre Themen in einer einstündigen Zoom-Sitzung vorzustellen: eine halbe Stunde Input, eine halbe Stunde Gespräch.
Das Projekt "Ukrainian Hour Berlin" wird gefördert von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung. Wir bedanken uns für die Unterstützung!
Nächste Termine mit Zoom-Link für das Gespräch
Die Veranstaltungsreihe für 2023 ist abgeschlossen. Weitere Informationen und neue Termine werden hier zu gegebener Zeit wieder veröffentlicht.
Hier geht es zum Zoom-Meeting:
Dem Zoom-Meeting beitreten:
https://us06web.zoom.us/j/88175441106?pwd=ZuxwRrvus1UDq2Yjf37YbTCERbagiY.1
Berlin: 13 Uhr
Kyiv: 14:00
Vergangene Termine mit Aufzeichnung des Zoom-Gespräches
Der Link zu der Aufzeichnung befindet sich unter der Info zum Gespräch. Bitte beachten Sie, dass die Aufzeichnungen auf Facebook zur Verfügung gestellt werden. Die Ansicht ist ohne eigenes Konto möglich. Die Nutzungsbedingungen von Facebook gelten bei Abruf der Videos.
22.09.2022, 13 Uhr -"Aufgaben suchen, Sinn verlieren und neu entdecken" - Zoom-Gespräch mit Anzhela Beljak, Kyiv/Iasi
Anzhela Beljak (Foto: privat)
Anzhela Beljak koordinierte bis Februar von ihrem Büro in Kyiv aus den Einsatz von deutschen Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der Ukraine und Belarus und war mitverantwortlich für Freiwillige, die aus der Ukraine und Belarus in Deutschland als Freiwillige Dienst taten. Durch den russischen Überfall auf die Ukraine Krieg mussten die Programme eingestellt werden.
Anzhela Beljak lebt seit März 2022 mit ihren Kindern im rumänischen Iasi. Sie berichtet uns im Zoom-Gespräch von ihren regelmäßigen Fahrten in die Ukraine: Dort koordiniert sie humanitäre Projekte für Überlebende der NS-Verfolgung und ältere Menschen in der Ukraine, oft in Zusammenarbeit mit dem Verein Kontakte-Kontakty.
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 22.09.2022 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook
Die Veranstaltung wird gefördert von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.
29.09.2022, 13 Uhr -
"Wie kann man über den 2. Weltkriegs und den Holocaust in der Ukraine nach dem 24.2. unterrichten?" -
Zoom-Gespräch mit Lesia Yurchichin (Kyiv) und Vladyslav Rublenko (Dnipro), Moderation: Dr. Anatolii Podolskyi (Kyiv)
"Wie kann man über den 2. Weltkriegs und den Holocaust in der Ukraine nach dem 24.2. unterrichten?"/
Für unser heutiges Gespräch haben wir Lesia Yurchichin (Kyiv) gewinnen können - laut dem ihr 2020 verliehenen Global Teacher Prize Ukraine die beste Lehrerin für Staatsbürgerkunde. Sie ist Autorin des Kurses "Grundlagen des Rechts" für die 9. Klasse der Allukrainischen Online-Schule, Co-Autorin von Methodik-Handbüchern und verschiedenen Artikeln in "Osvitoria Media".
Sie spricht mit Vladyslav Rublenko (Dnipro), Geschichtslehrer am Wissenschaftlichen Lyzeum für Internationale Beziehungen. Er nahm an verschiedenen Bildungsprojekten auf ukrainischer und internationaler Ebene teil und beschäftigt sich vor allem mit dem Holodomor 1932-1933 und dem Holocaust in der Ukraine.
Moderiert wird das Gespräch von Dr. Anatolii Podolskyi (Kyiv), dem Direktor des Ukrainischen Zentrums für Holocaust-Studien und wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Theorie und Geschichte der Politikwissenschaft. Er leitet zudem das Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur des Kuras-Instituts für politische und ethnische Studien der Ukraine. Seine Dissertation schrieb er zum „Nazi-Völkermord an Juden in der Ukraine (1941-1944)“. Er schrieb mehr als 90 Artikel über die Geschichte der Juden in der Ukraine und die Geschichte des Holocaust in der Ukraine und Osteuropa.
Das Gespräch auf Ukrainisch wurde simultan übersetzt.
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 29.09.2022 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook (folgt noch)
Die Veranstaltung wird gefördert von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.
06.10.2022, 13 Uhr -
„Das Böse nach dem Holocaust“ -
Zoom-Gespräch mit Dr. Oleksandr Voronyuk (Irpin) und Prof. Oksana Dovhopolova (Odessa)
„Das Böse nach dem Holocaust“ - Zoom-Gespräch mit Dr. Oleksandr Voronyuk (Irpin) und Prof. Oksana Dovhopolova (Odessa), Do., 6.10., Berlin: 13-14 Uhr / Kyiv: 14-15 Uhr. Link unten!
Wir sprechen seit langem davon, in einer Zeit „nach Auschwitz“ zu leben. Auschwitz war die Manifestation des Bösen schlechthin. Der Ruf "Nie wieder Auschwitz" ist selbstverständlich, aber er kann auch zu einer Abwertung des "Nie wieder" führen - und damit den Boden für Russlands völkermörderische Aktionen in der Ukraine schaffen.
Unser Sprecher ist Dr. Oleksandr Voronyuk (Irpin). Er ist Historiker, Kandidat der philosophischen Wissenschaften, Geschichtslehrer am Lyzeum „Intelekt“. Er ist freier Mitarbeiter des Ukrainian Center for Holocaust Studies, Forscher bei der Zal Kaplun Foundation, Autor des Buches „Philosophie des Heiligen“.
Das Gespräch wird von Prof. Oksana Dovhopolova (Odessa) moderiert. Frau Dovhopolova ist promovierte Geschichtsphilosophin, Kuratorin der Memory Culture Platform Past / Future / Art, Professorin am Institut für Philosophie der Odessa I.I. Mechnikov National University und Mitglied der Memory Studies Association.
Das Gespräch auf Ukrainisch wurde simultan übersetzt. Aufgrund der Technik ist die Übersetzung nicht mit aufgezeichnet worden.
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Die Veranstaltung wird gefördert von der Berliner Landeszentrale für politische Bildung.
13.10.2022, 13 Uhr -
Fantastic Jewish books and where to find them. Stolen treasures -
Zoom-talk with Nadia Ufimtseva (Khmelnitsky) and Dr. Wolf Kaiser (Berlin) - Only in English!
This meeting will be held in English (without translation).
While the Nazi regime started their crimes against humanity, they were already hard at work perpetrating cultural crimes.
When the Nazi soldiers looted Europe’s libraries and bookshops, sometimes the books they stole were not burned. The libraries of many opposition groups were appropriated and used as an intellectual weapon against their owners. But when the war was over, most books were never returned.
For those who lost their lives in the Holocaust, these books are often one of the last documented evidence of their existence. Bookplates and handwritten notes in the margins tell some fascinating stories.
Our speaker Nadia Ufimtseva received her MA in History and Jewish Studies at the National University of Kyiv-Mohyla Academy. She is currently working on her PhD thesis about Jewish printed book collections as a source of the history of the Jewish community of Kamianets-Podilsky in the 1860s –1930s. Her scholarly interests include Jewish material culture in Ukraine, Judaica, and more specifically - Jewish printed books. Nadia is also a Program Director at the Ukrainian Association for Jewish Studies.
With the beginning of the Russian full-scale invasion of Ukraine, Nadia was evacuated from Ukraine with her 1-year-old daughter and 70-year-old mother to Bulgaria, but recently they returned home, in Khmelnitsky, Ukraine.
The conversation will be moderated by historian Dr. Wolf Kaiser (Berlin), former vice director and head of the educational department of the Haus der Wannsee-Konferenz (House of the Wannsee Conference). He regularly organised seminars with groups from Ukraine at the educational and memorial site in Wannsee. Many of the speakers of our Ukrainian Hour were participants of the seminars.
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27.10.2022, 13 Uhr -"Ehrenamtliche Hilfe und gemeinnützige Arbeit ukrainisch-jüdischer Organisationen im Krieg" - Zoom-Gespräch mit Roksana Gamarnik und Natella Andriushchenko
Roksana Gamarnik ist Präsidentin der Organisation „Jewish Forum of Ukraine“ und Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation „Jewish Fund in Ukraine“ in Kyiv. In Friedenszeiten engagierten sich diese beiden Organisationen in der gesamten Ukraine für die Bewahrung der jüdischen Kultur und Tradition.
Seit den ersten Kriegstagen haben Mitarbeiter*innen und Freiwillige des Jüdischen Forums der Ukraine und des Jüdischen Fonds in der Ukraine aktiv der Zivilbevölkerung und dem Militär mit Kleidung, Unterkünften, Lebensmitteln und allem Notwendigen geholfen.
Natella Andriushchenko ist in Bila Tserkwa Direktorin einer jüdischen Schule und Leiterin der jüdischen Gemeinde. Vor dem Krieg engagierte sich Natella vor allem für Bildungs- und Kulturprojekte, die Bewahrung des jüdischen Erbes und das Gedenken an die Opfer des Holocaust und die Gerechten unter den Völkern.
Nach dem 24. Februar wurde die jüdische Schule in Bila Tserkwa zu einem Zufluchtsort für Bewohner*innen während Luftangriffen, zu einem vorübergehenden Wohnheim für Flüchtlinge zu Beginn des Krieges und zu einem Freiwilligenzentrum für gegenseitige Hilfe für alle Bedürftigen.
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"Добровільна допомога та благодійна діяльність українських єврейських організацій під час війни"
Роксана Гамарник – президент Всеукраїнської громадської організації «Єврейський форум України» й голова Всеукраїнської благодійної організації «Єврейський фонд в Україні». В мирні часи обидві ці організації займалися збереженням єврейської культури, пам’яті (спадщини), захистом інтересів та збереженням традицій єврейського народу.
З перших днів війни співробітники й волонтери Єврейського форуму України та Єврейського фонду в Україні активно допомагають цивільному населенню одягом, розміщенням та облаштуванням переселенців, продуктами й усім необхідним, а також надають допомогу військовими машинами й багатьма іншими необхідними речами в різних регіонах України.
Нателла Андрющенко – директор єврейської школи в українському місті Біла Церква й голова єврейської спільноти. До війни Нателла переважно займалася освітніми та культурними проєктами, збереженням єврейської спадщини й пам’яті про жертв Голокосту та Праведників народів світу.
Після 24 лютого єврейська школа в Білій Церкві стала сховищем для мешканців під час повітряних тривог, тимчасовим центром проживання для біженців на початку війни та волонтерським центром взаємодопомоги для всіх, хто цього потребує.
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03.11.2022, 13 Uhr -
"Gedenken an die Holocaust-Opfer während des aktuellen Krieges gegen die Ukraine" -
Zoom-Gespräch mit Vitalii Bobrov (Kyjiw) und Taras Grytsiuk (Kyjiw), ukrainisch-deutsch simultan übersetzt
Gedenken an die Holocaust-Opfer während des aktuellen Krieges gegen die Ukraine/Пам'ять про масові поховання та Голокост під час війни в Україні.
Розмова проходитиме українською мовою з перекладом німецькою.
Das Gespräch auf Ukrainisch wird simultan übersetzt.
Die Gäste der Ukrainian Hour am 3. November (13.00 Uhr Berlin, 14.00 Uhr Kyjiw) sind Vitalii Bobrov, Koordinator der Bildungsarbeit des Projekts „Netzwerk Erinnerung“ und Mitarbeiter des Ukrainischen Zentrums für Holocaust Studien in Kyjiw, sowie Taras Grytsiuk, Koordinator für die Zusammenarbeit mit den lokalen Initiativen, Trainer und Mitglied von "Andere Bildung" ("Інша Освіта"), Kyjiw.
Vitalii Bobrov und Taras Grytsiuk sprechen über:
- das Projekt "Netzwerk Erinnerung" und seine Entwicklung seit Kriegsbeginn;
- die Unterstützung der Initiativen als ein Mittel, die Erinnerung an den Holocaust in der Ukraine zu bewahren;
- die Motivation von Projektbeteiligten und „Agenten der Erinnerungskultur“, für das Gedenken an die Holocaust-Opfer auf der lokalen Ebene zu arbeiten;
- die sich verändernde Wahrnehmung des Projektes unter der Teilnehmenden;
- die Wiederherstellung der Gedenkpraktiken und die Herausbildung neuer Formen der Erinnerung.
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Пам'ять про масові поховання та Голокост під час війни в Україні.
Розмова проходитиме українською мовою з перекладом німецькою.
Розкажемо:
- про проєкт «Мережа пам’яті» та його зміни з початком війни;
- про підтримку спільнот, як ключ до збереження пам’яті про Голокост в Україні;
- про мотивацію учасників проєкту, місцевих агентів пам’яті, до роботи з місцями пам’яті та вшанування жертв Голокосту на локальному рівні;
- про динаміку сприйняття тематики проєкту;
- про поступове відновлення практики проведення пам’ятних церемоній та становлення нових практик пам’яті, навіть в часі повномасштабної війни в Україні.
Ведучі:
Віталій Бобров, координатор освітньої складової проєкту, тренер, співробітник Українського центру вивчення історії Голокосту, Київ
Тарас Грицюк, координатор роботи зі спільнотами проєкту, тренер, член Іншої Освіти, Київ
10.11.2022, 13 Uhr -
"Der Holocaust in der Ukraine (1941 - 1944)" -Zoom-Gespräch Dr. Oleksandr Kruglov (Charkiw) und Dr. Johannes Spohr (Berlin)
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten über 2,6 Millionen Jüdinnen und Juden auf dem Territorium der Ukraine (in den heutigen Grenzen); gemessen an der Zahl der Jüdinnen und Juden stand die Ukraine an erster Stelle in Europa und an zweiter Stelle in der Welt (nach den USA).
Die Ermordung der jüdischen Bevölkerung in der Ukraine durch die deutschen Besatzer und ihre Komplizen begann bereits am 22. Juni 1941 und dauerte bis zur Befreiung der Ukraine.
Die Gesamtzahl der ermordeten Jüdinnen und Juden in der Ukraine wird auf 1,6 Millionen Menschen geschätzt. Die überwiegende Mehrheit von ihnen wurde erschossen.
Vor der Vernichtung wurden Jüdinnen und Juden in Ostgalizien, in Wolhynien, in Podolien, in Transkarpatien und teilweise in der Ukraine am rechten (westlichen) Ufer des Dnjepr in Ghettos konzentriert. Auf dem übrigen Territorium der Ukraine wurden keine Ghettos etabliert, da die jüdische Bevölkerung hier unmittelbar oder kurz nach der Besetzung ermordet wurde.
Insgesamt verlor die Ukraine während der Besetzung durch die Nazis ungefähr zwei Drittel ihrer jüdischen Bevölkerung aus der Vorkriegszeit.
Unserer Sprecher ist Dr. Oleksandr Kruglov (Charkiw) – ein bekannter Spezialist für die Geschichte des Holocaust, Autor zahlreicher Monographien und Artikel zum Thema.
Moderiert wird das Gespräch vom Historiker Dr. Johannes Spohr (Berlin). Er ist Autor der Monographie "Die Ukraine 1943/44: Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende". In Berlin bietet er einen Recherchedienst zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft an (present-past.net). Dr. Johannes Spohr ist Mitglied im Vorstand des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI und engagiert im Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine.
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17.11.2022, 13 Uhr -
"Particularities of the museum work under the conditions of the full-scale Russian invasion" -Zoom-talk with AllaHrushetska (Kyiv) - Only in English!
This meeting will be held in English (without translation).
Since the early days of the full-scale Russian invasion of Ukraine, the National Museum of the History of Ukraine in the Second World War has been documenting this war and highlighting it in its projects. These activities resulted in number of domestic and international exhibitions, in particular "Ukraine – Crucifixion". Presented in Kyiv on May 8, 2022, it is the world's first temporary exhibition on the full-scale Russian-Ukrainian war, the unique project on the war prepared during the same war.
Alla Hrushetska, the Museum's tour guide and former participant of the seminars at the House of the Wannsee Conference in Berlin, will speak about the activities of the Museum in wartime and her own experience of working under these conditions. The particular focus will be made on the communication with the visitors, many of whom have been affected by the brutal Russian aggression.
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24.11.2022, 13 Uhr -
"Das Plakat als Propagandamittel des totalitären Regimes während der Kriegsjahre" -
Zoom-Gespräch mit Dr. Oleksandr Maievskyi (Kyiv) und Dr. Johannes Spohr (Berlin)
Gast dieses Treffens ist Dr. Oleksandr Maievskyi (Kyiv), Senior Research Fellow an der Abteilung für Geschichte der Ukraine während des Zweiten Weltkriegs vom Institut für ukrainische Geschichte. Er ist Generalsekretär des ukrainischen Nationalkomitees der Historiker beim Internationalen Komitee für Geschichtswissenschaften (ICHS). Dr. Oleksandr Maievskyi ist Autor von über 40 Artikeln zur visuellen Propaganda und der Monografie "Politisches Plakat und Karikatur als Mittel des ideologischen Kampfes in der Ukraine".
Im heutigen Gespräch werden wir Propagandastrukturen betrachten, die an der Entstehung, Produktion und Verbreitung visueller Propagandagrafiken sowohl in Nazideutschland als auch in der Sowjetunion am Vorabend und während des Zweiten Weltkriegs beteiligt waren. Anhand von Beispielen werden wir die gemeinsamen und charakteristischen Merkmale nationalsozialistischer und sowjetischer politischer Grafiken sehen. Und wir werden auch sehen, wie die sowjetische Plakatproduktion des Zweiten Weltkriegs von Putins Ideologen im aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine eingesetzt wird.
Moderiert wird das Gespräch von dem deutschen Historiker Dr. Johannes Spohr. Er ist Autor der Monographie "Die Ukraine 1943/44: Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende". In Berlin führt er den Recherchedienst present past zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft (present-past.net). Dr. Johannes Spohr ist Mitglied im Vorstand des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI und engagiert im Hilfsnetzwerks für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine.
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 24.11.2022 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook (folgt noch)
15.12.2022, 13 Uh"Die "zweite Welle" öffentlicher Prozesse gg. lokale Kollaborateure: Sowjetukraine, 1960er-80er Jahre" - Zoom-Gespräch mit Andrii Usach (Lviv)
Nach dem Ende der deutschen Besatzungsherrschaft werden in der Ukraine tatsächliche und vermeintliche Kollaborateure verfolgt. Eine zweite Welle der Verfolgung und Verurteilung kann für die 1960er bis 1980er Jahre konstatiert werden, die sich durch eine Reihe öffentlicher Prozesse gegen lokale Kollaborateure in der Ukraine auszeichnete.
Über diese zweite Welle berichtet uns im deutsch-ukrainisch simultan gedolmetschten Zoom der Historiker Andrii Usach aus Lviv, derzeit Stipendiat an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Er leitet die NGO „After Silence“, das die Erfahrungen der NS-Verbrechen wie auch sowjetischen Massengewalt in der Ukraine dokumentiert (aftersilence.co).
«Друга хвиля радянських публічних процесів над місцевими колабораціоністами: Радянська Україна, 1960-1980-і рр.»
Після завершення німецької окупації справжні та ймовірні колабораціоністи переслідувалися в Україні в судовому порядку. Другу хвилю переслідувань та винесення вироків можна віднести до 1960-1980-х років – вона характеризувалася серією публічних судових процесів проти місцевих колабораціоністів в Україні.
Про цю другу хвилю нам розповість історик Андрій Усач зі Львова, який нині є стипендіатом меморіалу концтабору Ноєнгамме. Він очолює ГО «Після тиші», що документує досвід нацистських злочинів, а також масового радянського насильства в Україні (aftersilence.co).
Розмова відбуватиметься українською мовою з перекладом німецькою.
Київ: 14-15 год.
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12.10.2023, 13 Uhr -"Erinnerung, die Leben rettet" -Zoom-Gespräch mit Dr. Tetiana Pastushenko
Deutsche Version (das Gespräch wird Ukrainisch-Deutsch simultan übersetzt):
Gedenken und praktische Hilfe für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine infolge des russischen Angriffskrieges
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine verändert auch den Blick auf den Zweiten Weltkrieg: Bereits seit 2014, verstärkt aber seit dem 24. Februar 2022 vollzieht sich in der Ukraine eine Abkehr von sowjetischen Narrativen, so vom Heldengedenken hin zu einem Blick auf die Opfer des Krieges, von einer Geschichte der Kriegsereignisse hin zum Erleben der Zivilbevölkerung. Holocaust-Überlebende und ehemalige Zwangsarbeiter*innen waren an diesen Prozessen und gemeinsamen deutsch-ukrainischen Projekten zur Aufarbeitung und Verständigung aktiv beteiligt, sie wurden so Akteur*innen und Subjekte der neuen Geschichtsschreibung.
Die Kontakte zwischen verschiedenen deutschen NGOs, Gedenkstätten, akademischen Einrichtungen und ehemaligen NS-Opfern in der Ukraine halfen nach dem 24. Februar 2022 auch, ein Hilfsnetzwerk zur Unterstützung von hochbetagten Überlebenden in der Ukraine zu schaffen. Die erneute Kriegserfahrung hat auch den Blick dieser Menschen verändert: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einen weiteren Krieg erleben würde. Und dass die Deutschen mich vor meinen ‚russischen Brüdern‘ retten werden", so ein Zeitzeuge.
Dr. Tetiana Pastushenko wird über die Hilfe und Unterstützung für ukrainische NS-Opfer und die weiteren Veränderungen in der Erforschung und Vermittlung des Zweiten Weltkrieges in der Ukraine angesichts des aktuellen Krieges berichten.
Corinna Jentzsch (Stiftung EVZ) wird das Gespräch moderieren.
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19.10.2023, 13 Uhr -
"Die Liebe zu einer Frontstadt: Saporischschja" - Zoom-Gespräch mit Nataliia Lobach
Saporischschja ist eine Stadt im Südosten der Ukraine, die zu einer Frontstadt geworden ist. Nataliia Lobach wird uns über das kulturelle Leben in Saporischschja unter Kriegsbedingungen berichten: Sie ist Koordinatorin der regionalen Zweigstelle der NGO „Insight LGBTQ“ und hat als Designerin in Form von Plakaten ihre Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg zum Ausdruck gebracht. Sie engagiert sich als Förderin der konstruktivistischen Architektur in der sogenannten Sozmisto („Soz-Stadt“) von Saporischschja.
Gleich zu Beginn des russischen Angriffskriegesbegann Nataliia, patriotische Plakate für die Ukraine zu entwerfen. Sie wurden erstmals im Mai 2022 bei einer Ausstellung in Saporischschja gezeigt, als fast alle kulturellen Einrichtungen der Stadt geschlossen waren. Diese Plakate sind jetzt auch auf Ausstellungen in Deutschland zu sehen. Während der Stromausfälle in der Stadt organisierte Nataliia eine Reihe von Vorträgen über Kunst für (nicht nur) queere Menschen. Nataliia macht regelmäßig Führungen durch den Bezirk Sozmisto für Bewohner*innen der Stadt, Binnenvertriebene, Militärangehörige und ausländische Journalist*innen. Bei diesen Führungen geht es darum, wie die Architektur die Geschichte eines Ortes erzählen kann. Und auch um die Liebe zu ihrer Stadt und zu den Menschen, die sich seit dem Beginn des Krieges nähergekommen sind.
Der Vortrag mit anschließendem Gespräch wird von Eike Stegen moderiert (Historikerlabor e.V. und Haus der Wannsee-Konferenz).
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 19.10.2023 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook
26.10.2023, 13 Uhr -
"Das jüdische Kulturerbe der Stadt Dnipro – integraler Bestandteil der ukrainischen Geschichte" - Zoom-Gespräch mit Eugene Shnaider
Trotz ihres relativ jungen Alters hat die Stadt Dnipro eine reiche jüdische Geschichte. Viele Denkmäler sind hier erhalten geblieben. In letzter Zeit interessieren sich die Stadtbewohner sehr aktiv für die Kultur und Geschichte ihrer jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn: In Dnipro finden thematische Exkursionen statt und die Stadt lässt gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Informationstafeln zu Gebäuden jüdischer Einrichtungen aufstellen.
Eugene Shnaider ist Gründer des Jüdischen Ethnographischen Fotomuseums, Chefredakteur des Projekts „Jüdische Shtetl der Ukraine“, führender Experte der Vereinigten Jüdischen Gemeinde der Ukraine für Traditionen und Geschichte sowie Mitglied der Ukrainischen Vereinigung für Judaistik. Er organisierte mehrere Fotoausstellungen und ist Autor von Artikeln zur jüdischen Geschichte. Seit 2009 beschäftigt er sich mit einer Fotodokumentation des jüdischen Architektur- und Kulturerbes in der Ukraine.
Den Vortrag und das anschließende Gespräch moderiert Eike Stegen (Historikerlabor e.V. und Haus der Wannsee-Konferenz).
29.10.2023, 13 Uhr -
"Das Kulturerbe der Gemeinden der Region Saporischschja und der Krieg: Erhaltung und Evakuierung" - Zoom-Gespräch mit Serhiy Zvilinsky
Serhiy Zvilinsky ist Historiker. Er leitet die NGO „Hulyajpole Antiquities“, ist Mitarbeiter der „Caritas Zaporizhzhia Foundation“ und er organisiert diverse Kulturprojekte. Serhiy Zvilinsky arbeitet in der Forschung und Vermittlung zu lokaler Geschichte. Er beschäftigt sich mit Sozialanthropologie, Ethnographie, der Museums- und Ausstellungsarbeit und mit Public History. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf die Themenfelder des kollektiven Gedächtnisses, der Familiengeschichte, persönlichen Erlebnissen und Erinnerungen an traumatische Ereignisse des 20. und 21. Jahrhunderts.
Serhiy Zivilinsky wird in seinem Beitrag sprechen über:
- die kulturellen Werte in Gemeinden unter Kriegsbedingungen;
- Kultureinrichtungen (Schulen, Vereine, Bibliotheken) und deren museale Sammlungen;
- Museumseinrichtungen;
- die Evakuierung von Museumbeständen;
- die Evakuierung von ethnografischen Objekten, Gemälden aus Privatsammlungen, alten Möbeln, Pressearchiven und anderem mehr;
- die Erfassung und das Monitoring der Zerstörung des Kulturerbes;
- die Digitalisierung von Museumssammlungen und Familienarchiven;
- die Zusammenarbeit mit dem Militär bei der Rettung von Familienarchiven und Wertgegenständen;
- Expeditionen zu frontnahen Dörfern;
- die mündliche Überlieferung und das historische Gedächtnis unter den Bedingungen des Krieges;
- die Sicherung evakuierter Sammlungen und Bestände.
Der Vortrag und das anschließende Gespräch wird moderiert von Dr. Anatolii Podolskyi (Ukrainian Center for Holocaust Studies - UCHS).
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 29.10.2023 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook
02.11.2023, 13 Uhr -
"Gedenkort Trachimbrod – Erinnerung an die Holocaust-Opfer des Schtetls Trachimbrod und der gegenwärtige Krieg" - Zoom-Gespräch mit Dr. Oksana Sushchuk
Dr. Oksana Sushchuk ist Historikerin und Direktorin der kommunalen Einrichtung „Heimatkundemuseum Kiwerzi“. Sie leitet die Ukrainische Gesellschaft für den Schutz von Denkmälern der Geschichte und Kultur in der Oblast Wolhynien und sie ist lokale Koordinatorin für Erhaltung und Schutz von Holocaust-Gedenkstätten im Rahmen des Projekts „Netzwerk Erinnerung“.
Oksana Sushchuk engagiert sich in der konkreten Organisation der Museumsarbeit vor Ort und kümmert sich um die Digitalisierung und den Schutz musealer Sammlungen. Sie widmet sich Themen, die mit der Tätigkeit von Straf- und Repressionsregimen in der Ukraine zu tun haben, der Erforschung von Massengräbern und dem Gedenken der Opfer des Holocaust und des Völkermords an den Roma. Sie nimmt auch Opfer interethnischer Konfrontationen und andere Opfer des Zweiten Weltkriegs auf lokaler Ebene in den Blick. Dazu organisiert sie die Kommunikation von Vertreter*innen der kommunalen Selbstverwaltung mit öffentlichen Aktivist*innen und Vertreter*innen ethnischer und religiöser Gemeinschaften.
Ihr Vortrag thematisiert:
- die Gedenkorte im Gebiet Wolhynien, die sich an Massengräbern für zivile Opfer des Zweiten Weltkrieges befinden;
- das Gedenken an die Holocaust-Opfer auf lokaler Ebene;
- die Besonderheit des jüdischen Schtetls Trachimbrod-Sofijiwka;
- die Aktivitäten des Museums bei der Entwicklung des Gedenkens an Trachimbrod;
- Formen und Methoden, die bei der Entwicklung des Gedenkortes und unter Kriegsbedingungen zur Anwendung kamen: Team-Building, Projektaktivitäten, Expeditionsarbeit, Digitalisierung von Sammlungen des Museums, Recherchen in Archiven und von unterschiedlichen Praktiken des Gedenkens;
- Herausforderungen und Perspektiven des Gedenkortes
Die Diskussion wird moderiert von Taras Grytsiuk, einer der lokalen Koordinatoren des Projekts „Netzwerk Erinnerung“ mit Schwerpunkt auf Mentoring und Community Development. Er ist Trainer und Projektmanager der NGO „Insha Osvita“, die sich zu Bildungsarbeit engagiert.
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 02.11.2023 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook
09.11.2023, 13 Uhr -
"Schulmuseen als Zentren der Dokumentation und Aufarbeitung der Geschichte lokaler Gemeinden der Ukraine" - Zoom-Gespräch mit Olena Nenyukova
Olena Nenyukova, Lehrerin am Lypovets-Lyceum Nr. 2 (Lypovets, Region Winnyzja) und zugleich Leiterin eines der wenigen Schulmuseen zur Geschichte des Holocaust in der Ukraine, spricht über das im September 2021 eröffnete Museum zur Geschichte des Holocaust und die Aktivitäten dort.
Petro Siruk, Direktor des nach I. Yeremeev benannten Ostrozhets-Lyzeums (Region Riwne) berichtet über die Entstehung und Arbeit des Schulmuseums zur Geschichte des Dorfes Ostrozhets sowie dessen Rolle bei der Bewahrung und Aufarbeitung der Geschichte der Heimatregion. Für die kleine Gemeinde Ostrozhets ist das Schulgeschichtsmuseum beinahe die einzige Facheinrichtung, die sich mit der Erforschung und Vermittlung der Heimatgeschichte beschäftigt.
Die Diskussion und das anschließende Gespräch werden moderiert vom Historiker Taras Grytsiuk, lokaler Koordinator des Projekts „Netzwerk Erinnerung“. Sein Schwerpunkt ist Community Development. Er ist Projektmanager und Moderator der Trainingsgruppe der NGO „Insha Osvita“, die sich zur Bildungsarbeit engagiert.
Link zur Aufnahme des Zoom-Meetings vom 09.11.2023 auf Ukrainian Hour Berlin auf Facebook
12.11.2023, 13 Uhr -
"Transkarpatien nach dem Krieg – die Beziehungen jüdischer Überlebender zu ihren (ehemaligen) Nachbarn" - Zoom-Gespräch mit Pavlo Khudish
Die Studie von Pavlo Khudish befasst sich mit den komplexen interethnischen Beziehungen und der Sozialgeschichte der Holocaust-Überlebenden in Transkarpatien nach dem Krieg. Je nachdem, ob die Jüdinnen und Juden in Städten oder Dörfern lebten, unterschied sich die rechtliche und soziale Lage in den ersten Nachkriegsjahren erheblich. Die nichtjüdischen Nachbarn waren an die Schalthebel der Macht gelangt. Die neuen kommunistischen Behörden versuchten nun, als Vermittler vor Ort zu fungieren: zwischen den jüdischen Reaktionen auf die Umverteilung ihres Eigentums und den Versuchen, das jüdische Gemeindeleben wiederherzustellen, sowie der Einstellung von Nichtjuden zu diesen Plänen.
Dr. Pavlo Khudish, Historiker, promovierte 2016 und arbeitet derzeit als Dozent an der Nationalen Universität Uschhorod in der Ukraine. 2019/20 war Pavlo Khudish Post-Doktorand am Jack, Joseph and Morton Mandel Centre for Advanced Holocaust Studies am United States Holocaust Memorial Museum. Seine Forschungsschwerpunkte sind die jüdische Geschichte Ostmitteleuropas, Holocaust-Studien und die Geschichte der Karpatenregion.
Moderiert wird das Gespräch von dem deutschen Historiker Dr. Johannes Spohr. Er ist Autor der Monographie „Die Ukraine 1943/44: Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende“. In Berlin führt er den Recherchedienst present past zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft (present-past.net). Dr. Johannes Spohr ist Mitglied im Vorstand des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI und engagiert im Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine.
16.11.2023, 13 Uhr -
"Mensch vs. Objekt: Wie veränderte sich die Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung in den letzten 100 Jahren in der Ukraine?" - Zoom-Gespräch mit Iryna Vyrtosu
Ist ein Mensch mit einer Behinderung eine souveräne Persönlichkeit, die die Verantwortung für ihr Leben übernimmt, oder ein Objekt der Fürsorge und Nächstenliebe?
Auch in der Zeit des Nationalsozialismus wurden Menschen mit Behinderungen erniedrigenden Experimenten unterzogen und in der Regel als „nutzloses biologisches Material“ vernichtet. Eine solche Tragödie ereignete sich 1941 in Babyn Jar – während der NS-Besetzung Kyjiws wurden mehr als 750 Patienten der Psychiatrischen Iwan-Pawlow- Klinik in Kyjiw getötet.
War der Umgang der sowjetischen Behörden mit den Veteranen des Zweiten Weltkriegs, die aufgrund von Verletzungen behindert waren, besser?
Wie erfolgte die Evakuierung von Menschen mit Behinderungen mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine im Jahr 2014? Was hat sich seit dem 24. Februar 2022 geändert?
Junge Frauen mit Behinderungen evakuieren Menschen mit Behinderungen und deren Familien, wie läuft denn das heute?
Und wozu gibt es eine Schule der politischen Teilhabe „The leader girl“ von der Organisation Fight For Right für behinderte Mädchen und Frauen?
Diesen und anderen wichtigen Fragen gehen wir zusammen mit unserer Lektorin Irina Vyrtosu gespannt nach.
Iryna Vyrtosu ist Journalistin und Expertin für Gendergleichheit, Inklusivität und Vielfalt. Autorin der Projekte „Ambassadoren der Inklusion “ und „Allein im Felde ist auch Kriegerin“. Im Bereich Menschenrechte ist Iryna über 10 Jahre tätig.
Moderator der Diskussionsrunde ist Eike Stegen (Historikerlabor und Haus der Wannsee- Konferenz).
19.11.2023, 13 Uhr -
"Das Museum Okhtyrka - Schusslinie und sicherer Bereich" - Zoom-Gespräch mit Liudmyla Mishchenko
Liudmyla Mishchenko ist seit 2014 Direktorin des Heimatkundemuseums der Stadt Okhtyrka. Sie arbeitet zusammen mit dem Projekt „Netzwerk Erinnerung“, der Ko-Veranstalterin der Ukrainian Hour Berlin, für das Gedenken an die Opfer des Holocaust, ebenso mit dem Honorarkonsulat der Republik Aserbaidschan in Charkiw. Sie ist Autorin zahlreicher Programme und Sendungen zu diesem Thema, für den Hörfunk und den TV-Sender „Okhtyrka“. Im Museum hat sie eine Forschungs- und Studiengruppe etabliert und eine Sommerschule für Museumskunde für Nachwuchswissenschaftler organisiert. Gemeinsam mit dem Studio für Chronik- und Dokumentarfilme Kiew, mit Militärhistorikern in Charkiw und mit in- und ausländischen Fernsehsendern hat sie zahlreiche Filme und Videos zu den Themen Geschichte und Kultur gedreht. Sie ist Autorin von zahlreichen Studien zur Geschichte, u. a. zur Geschichte der Literatur und der lokalen Gemeinde, die in nationalen und internationalen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Sie setzt sich aktiv ein für den Schutz wertvoller Museumsgegenstände und für den Wiederaufbau des durch die Kampfhandlungen zerstörten Museumsgebäudes. Bei regelmäßigen russischen Luftangriffen durch russische koordinierte sie zusammen mit dem Museumspersonal und den Einwohnern von Okhtyrka die Rettung der Museumssammlung.
Im Vortrag wird es gehen um:
• das Museum Okhtyrka als wichtiges Kulturzentrum der Region, dessen erste Sammlung bereits 1921 zusammengestellt wurde. Einer der Gründer des Museums war Boris Dmytrowytsch Antonenko-Dawydowytsch, ein bedeutender ukrainischer Schriftsteller der sechziger Jahre;
• das Museum als wissenschaftliches und kulturelles Zentrum der Region Sloboschanschtschyna und um die Zusammenarbeit des Museums mit wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen in der Ukraine und im Ausland;
• das Museum im Frontgebiet des russisch-ukrainischen Krieges und um das beschädigte Baudenkmal und die Rettung der Museumssammlung;
• Zuwendungen, wohltätige Hilfe und Teilnahme der Gemeinde an der Wiederbelebung und der Kontinuität der Museumsarbeit in Okhtyrka.
Die Diskussion wird moderiert von Taras Grytsiuk, einer der lokalen Koordinatoren des Projekts „Netzwerk Erinnerung“ mit Schwerpunkt auf Mentoring und Community Development, Trainer und Projektmanager der NGO „Insha Osvita“, die sich zu Bildungsarbeit engagiert.
23.11.2023, 13 Uhr -
"Ist es möglich, die Bewohner einer postsowjetischen Stadt für ihre vorsowjetische Vergangenheit zu interessieren? " - Zoom-Gespräch mit Oleh Dukh
OLEH DUKH , Historiker, promovierte 2006 an der Katholischen Universität Lublin Johannes Paul II. Er ist Dozent am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Ukraine und spezielle Bereiche der Geschichtswissenschaft an der Nationalen Iwan-Franko-Universität zu Lwiw. Er koordiniert das historische Projekt „Przemyślians: Rethinking the Past“ und forscht zur religiösen Kultur der frühen Neuzeit auf dem Gebiet der Ukraine und zur Geschichte der Ortschaft Peremyshlyany bei Lwiw.
In seinem Beitrag wird Folgendes behandelt:
- ПЕРЕМИШЛЯНИ / PRZEMYŚLANY / פרעמישלאן als Heimatort vieler Völker vor dem Krieg und die Zerstörung dieser multikulturellen Welt im Zweiten Weltkrieg;
- das kulturhistorische Projekt „400 mal 400“ oder über die Bekanntschaft zweier Ortsliebhaber: eines „gebürtigen Przemyśler“ und eines „Wahl-Przemyśler“ und was dabei herauskam;
- der schwierige und zugleich inspirierende Start des historischen Projekts „Przemyślians: Rethinking the Past“ im Jahr 2023 als gemeinsame Idee der öffentlichen Initiative „Peremisliani: urbs orbi“ und „Netzwerk Erinnerung“;
- Exkursionen durch städtische Räume, um die Aufmerksamkeit der Stadtbewohner auf die Geschichte ihrer Orte zu lenken;
- Sofa versus Projektor: Filmprojekt „Ins Kino zu Franek“ als Alternative zum sonntäglichen Liegen auf dem Sofa;
- historische Veranstaltungen zur Erinnerung an die tragischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs: Treffen mit Jugendlichen, Gespräche mit Lehrern und Bibliotheksmitarbeitern, wissenschaftliche Seminare und praktische Workshops.
Moderiert wird das Gespräch von dem deutschen Historiker Dr. Johannes Spohr. Er ist Autor der Monographie „Die Ukraine 1943/44: Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende“. In Berlin führt er den Recherchedienst present past zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft (present-past.net). Dr. Johannes Spohr ist Mitglied im Vorstand des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbI und engagiert sich im Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine.